Tierschutz durch Plastik

Tierschutz durch Plastik - Pardon – Kunststoff? Echt jetzt?

Dipl. Ing. Gabriele Thomas

 

Da sieht man doch massenweise verendende Meeresbewohner, die Plastik gefressen oder sich in Folien oder Stricken verfangen haben in den Medien und jetzt soll das Zeug Tiere schützen?!

Für den verantwortungslosen Umgang mit Abfällen und mangelnde Kinderstube können diese Materialien aber nichts. Schließlich wurden Kunststoffe nicht entwickelt, um Fische zu füttern.

Im täglichen Gebrauch helfen sie Tieren und schützen sie. So zum Beispiel durch leicht zu installierende Krötenzäune. Als Zaunmaterial eignen sich am besten undurchsichtige Kunststoffgewebe oder armierte Kunststoffbahnen. Netze und Gitter sind weniger geeignet. Sie können leicht überklettert werden und besitzen nur eine geringe Leitwirkung. Das Zaunmaterial sollte weiterhin:  UV-beständig, dauerhaft, leicht, lagerfähig, wiederverwendbar und pflegeleicht sein.

Abb. 1: Krötenzaun

Abb. 2: Quarantänestall im Pferdezentrum Standenbühl aus Recyclingkunststoff (Quelle: EWvK) – auch die Dachziegel sind aus Recyclat

Der Einsatz stromführender Breitband-Litzen als Weidezäune anstatt Stacheldraht verringert nicht nur das Verletzungsrisiko von Weidetieren, sondern verhindert auch, dass sich Wildtiere in den Stacheln verfangen und verletzen. Rasengitterelemente aus Recyclingkunststoff zum Befestigen von Paddocks vermeiden Haut- und Hufkrankheiten, die durch Schlamm und Feuchtigkeit entstehen. Stallausrüstungen aus Recyclingkunststoffen ersetzen ökologisch fragwürdige Tropenhölzer und vermeiden Verbissschäden und Verletzungen durch Holzsplitter. Außerdem sind sie gut mit Dampfreinigern zu säubern, da sich Mikroorganismen auf Kunststoffoberflächen weniger wohl fühlen, als auf feuchtem Holz. Mittlerweile haben die meisten Anbieter von Stallausrüstungen Einrichtungen aus Recyclingkunststoffen in ihrem Angebot.

Green meadow and Grasses with morning dew at foreground and horses in stable as background with gold sunlight

Abb. 3: Minimierung des Verletzungsrisikos durch gut sichtbare, stromführende Litzen

Abb. 4: Hufschuhe, Rasengitterelemente, Koppelpfosten und stromführendes Weideband aus Kunststoff

Nicht alle Pferdehufe vertragen Eisen und Nägel, auch gibt es Verletzungen, bei denen das Horn des Hufes ungestört herunterwachsen muss. Oder man nutzt den Hufschuh nur bei entsprechender Belastung und das Pferd kann sonst barfuß laufen. Beim Auffußen des Pferdes im Trab auf festem Untergrund treten Kraftspitzen auf, die zu Gelenkschäden führen können. Kunststoff-Hufschutz reduziert diese Kraftspitzen gegenüber Stahlbeschlag und Barhuf nachweislich. Dies wurde an Hand von Studien in verschiedenen Instituten und einer Masterthesis am Studiengang Kunststofftechnik der Hochschule Darmstadt untersucht.

Alles richtig gemacht! Das Pferd unserer Kollegin Mary trägt Hufschuhe nur bei Belastung und darf sonst barfuß laufen. Sein Paddock ist mit Rasengitterelementen aus Recylingkunststoffen ausgerüstet, so dass es bei Regenwetter nicht im Matsch steht und seine Koppel ist mit gut sichtbarem, stromführenden Weideband und Zaunpfählen, ebenfalls aus Recylingkunststoffen, eingezäunt. 

Quelle: Mary Göhler

Abb. 5: Hund mit Kragen

Im tierärztlichen Bereich hilft der Kunststoffkragen Hunden und Katzen beim Heilen von Verletzungen oder Erkrankungen an Pfoten und Kopf. Der wäre aus Blech oder Glas ziemlich unbequem. Mal davon abgesehen, dass das Hantieren mit Glasgefäßen und –Instrumenten im Umgang mit zappeligen, vierbeinigen Patienten nicht immer unproblematisch ist.

Oder das passgenaue Verbinden von Wunden mit selbstklebenden, elastischen Tapes, die bei Verletzungen in Stallungen vor Schmutz und Nässe schützen und diese heilen lassen.

Ein besonders anspruchsvolles Beispiel für die erfolgreiche Behandlung von oft langwierigen, schlecht heilender Verletzungen im Gelenkbereich zeigt ein Artikel den wir mit der freundlichen Genehmigung der Zeitschrift „St. Georg“ (07/21) veröffentlichen dürfen.